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Entwicklungsverläufe im Kindes- und Jugendalter

Die folgenden Tabellen geben einen Überblick über durchschnittliche Entwicklungsverläufe von Kindern und Jugendlichen. Dabei ist zu beachten, dass die Übergänge zwischen den Altersgruppen fließend sind und sich jedes Kind in seinem eigenen Tempo entwickelt. Die angegebenen Merkmale stellen Richtwerte dar – individuelle Unterschiede in der Entwicklung sind auf allen Ebenen möglich und normal.

Die Entwicklungsverläufe sind nach Altersgruppen gegliedert:

  • 1–3 Jahre
  • 3–6/7 Jahre
  • 6/7–10/11 Jahre
  • 10/11–12/13 Jahre
  • 12/13–15 Jahre
  • 15–18 Jahre

Innerhalb dieser Altersgruppen werden drei zentrale Entwicklungsbereiche betrachtet:

1. Sensomotorische Entwicklung

Die sensomotorische Entwicklung beschreibt das Zusammenspiel von Sinneswahrnehmung (Sensorik) und Bewegung (Motorik). Kinder lernen, Reize aus ihrer Umwelt zu erkennen und darauf gezielt zu reagieren – etwa durch Greifen, Laufen oder Koordinieren komplexer Bewegungsabläufe. Diese Fähigkeiten bilden die Grundlage für viele weitere Entwicklungsprozesse.

2. Sozial-emotionale Entwicklung

Die sozial-emotionale Entwicklung umfasst die Fähigkeit, eigene Gefühle wahrzunehmen, zu verstehen und angemessen auszudrücken sowie mit den Emotionen anderer empathisch umzugehen. Dazu gehören auch soziale Kompetenzen wie das Einfügen in Gruppen, das Lösen von Konflikten und das Entwickeln von Beziehungen. Emotionale Sicherheit und Bindung spielen hierbei eine zentrale Rolle.

3. Kognitiv-sprachliche Entwicklung

Dieser Bereich umfasst sowohl die Sprachentwicklung – also das Erlernen von Lauten, Wortschatz und Grammatik – als auch die allgemeine kognitive Entwicklung, etwa das Denken, Erinnern, Problemlösen und die Fähigkeit zur Perspektivübernahme. Sprache ist dabei ein zentrales Werkzeug für das Denken und die soziale Interaktion.

Entwicklung im Kleinkind- und Vorschulalter

Entwicklungsbereich
              Alter                                

Entwicklung im Kleinkind- und Vorschulalter

1 - 3 Jahre

3 – 6/7 Jahre

senso-motorischer EW

  • Selbstaufrichtung
  • Erwerb von Bewegungsgrundformen (krabbeln, rollen, gehen, steigen, laufen, springen…)
  • Aneignung vielfältiger Bewegungsformen, die sich zunehmend festigen
  • Erwerb neuer Bewegungsformen und -muster
  • geringer Krafteinsatz, geringes Bewegungstempo, Ausdauer schwankt
  • Stufe der Grobkoordination wird für wesentliche Bewegungsabläufe erreicht.
  • erkennt und unterscheidet Gegenstände mit allen Sinnen,
  • setzt Muskelkraft gezielt ein,
  • sucht vestibuläre Reize (sich drehen, schaukeln, rollen),
  • Vervollkommnung und Stabilisierung vielfältiger Bewegungsformen, Aneignung erster Bewegungskoordination (gezieltes Zusammenspiel verschiedener Körperteile),
  • Steigerung des quantitativen und qualitativen Leistungsvermögens (besonders ab 6. LJ),
  • Bewegungskombinationen: Gehen/Tragen, Laufen/Springen, Werfen/Fangen,
  • erstes Erlernen von Sportarten (ab 5/6 Jahren),
  • Verbesserung koordinativer Fähigkeiten: Gleichgewicht, Schnelligkeit, Ausdauer, Beweglichkeit, Kraft,
  • Zunahme von Anpassungs- und Steuerungsfähigkeit, verbesserter Bewegungsrhythmus,
  • alle Bewegungsmerkmale eines 3 jährigen und eines 6jährigen Kindes unterscheiden sich bzgl.: Ausführung, Kondition, Koordination, Kraft und Tempo

sozial-emotionaler EW

  • Basisdimensionen (Freude, Zufriedenheit, Überraschung, Trauer, Wut, Angst, Ekel) entwickeln sich,
  • Mimik von Bezugspersonen wird richtig interpretiert
  • erkennt sich im Spiegel (ca. ab 18 Monaten),
  • andere Kinder (bevorzugt altersnah) werden interessanter, zunächst Spiel zu zweit,
  • kann Spielimpulse geben und die Anderer aufgreifen (Parallelspiel),
  • echte Kooperation gelingt kaum
  • Erwerb von Autonomie und Kontrolle
  • gezielte Auseinandersetzung mit der Umwelt,
  • ausgeprägtes Spiel- und Bewegungsbedürfnis,
  • entwickeln erste Strategien, um mit Gefühlen wie Wut oder Enttäuschung umzugehen,
  • erkennen die Gründe für Traurigkeit oder Freude bei anderen und handeln entsprechend, z. B. durch gezielte Unterstützung oder Trost.
  • erste Freundschaften entstehen,
  • Kinder lernen, miteinander zu teilen, zu kooperieren und gemeinsam zu spielen,

kognitiv-sprachlicher EW

  • zunehmende Auseinandersetzung mit der Umwelt,
  • sprachliche Informationen haben weniger Bedeutung,
  • Körpersprache dominiert,
  • lernen erfolgt im Wesentlichen über Nachahmung, Imitieren
  • sprachliche Raumbegriffe (vor, hinter, auf, unter,…) werden zunehmend umgesetzt,
  • Erkenntnisgewinn erfolgt über aktives Handeln,
  • Funktionsspiel überwiegt, Konstruktions- und Fiktionsspiel beginnt,
  • imitiert Laute, spricht 2/3-Wort-Sätze,
  • erkennt, dass Worte etwas bewirken,
  • Übergang zu Mehrwortsätzen ist fließend
  • längere Konzentrationsphasen,
  • zielstrebige Umsetzung von Aufgaben,
  • sprachliche Informationen werden zunehmend besser aufgenommen und verarbeitet,
  • Wünsche und Bedürfnisse können verbal geäußert werden
  • die Artikulation ist weitgehend ausgereift,
  • Sätze werden überwiegend korrekt gebildet,
  • die Kinder verstehen komplexere Zusammenhänge, können „Alltagsgespräche“ verstehen,
  • die Kinder können weitgehend frei erzählen

Entwicklung im frühen und späten Schulkindalter

Entwicklungsbereich 
                 Alter                                

Entwicklung im frühen und späten Schulkindalter

 6/7 – 10/11 Jahre

10/11 – 12/13 Jahre

senso-motorischer EW

  • schnelle Fortschritte bei der motorischen Lernfähigkeit,
  • Differenzierung der Bewegungsformen,
  • Bewegungsökonomie nimmt zu (effiziente Ausführung von Bewegungen zur Minimierung von Energieaufwand und Maximierung der Leistung),
  • Bewegungsabläufe werden rhythmischer und dynamischer,
  • Grobmotorik wird geschickter,
  • Feinmotorik entwickelt sich weiter,
  • erste geschlechtsspezifische Unterschiede werden deutlich,
  • koordinative Fähigkeiten werden schnell erlernt,
  • Schnelligkeit, Ausdauer und Kraft nehmen zu,
  • Gleichgewicht wird sicherer,
  • schnellere Reaktion
  • motorisches Aktivitätsniveau wird zielgerichtet und beherrscht eingesetzt,
  • komplizierte Bewegungsabläufe werden sicher beherrscht,
  • Bewegungspräzision nimmt zu,
  • Bewegungen werden besser koordiniert und abgestimmt,
  • anspruchsvolle Sportarten können schneller erlernt werden,
  • gesteigerte Wahrnehmungsleistungen
  • präzise Auge-Hand-Koordination

sozial-emotionaler EW

  • Gleichaltrige werden zunehmen wichtiger,
  • erste “echte, stabile“ Freundschaften entwickeln sich,
  • Geschlechtsbewusstsein entwickelt sich,
  • die Bewertung und Selbsteinschätzung der eigenen Person wird zunehmend realistischer,
  • die Kinder können sich Gedanken über eigene Gefühle, Fähigkeiten und Vorstellungen machen
  • Freundeskreis steht im Vordergrund, soziale Dynamik komplexer,
  • Freund*innen werden zu den wichtigsten Bezugspersonen,
  • der Wunsch nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe ist sehr stark,
  • die Perspektive anderer kann zunehmend übernommen werden (Erkennen und Interpretieren von Gefühlen und Situationen anderer),
  • Fähigkeit zur Verantwortungsübernahmen für eigene Entscheidungen nimmt zu,
  • das Streben nach Unabhängigkeit, Autonomie und Selbstbestimmung wächst,
  • hormonelle Veränderungen führen zu starken Gefühlsschwankungen

kognitiv-sprachlicher EW

  • logisches Denken und Abstraktionsvermögen entwickelt sich,
  • längere Phasen der Konzentration sind möglich,
  • Merkfähigkeit und komplexes Aufgabenverständnis nehmen zu,
  • Problemlösestrategien und Transferleistungen entwickeln sich,
  • die sprachliche Entwicklung ist weitgehen abgeschlossen,
  • komplexe Sätze können gebildet werden,
  • fast alle Laute, auch schwierige, werden sicher beherrscht
  • abstraktes Denken und komplexere Problemlösungsfähigkeiten entwickeln sich weiter,
  • das logische Denken erfolgt in Zusammenhängen,
  • kritisches Denken und Analysefähigkeit entwickelt sich,
  • planendes und vorausschauendes Denken nimmt zu,
  • selektive Aufmerksamkeit verbessert sich,
  • rasant wachsender Wortschatz,
  • Mehrdeutigkeiten werden verstanden,
  • Metaphern und Redewendungen werden verstanden

Entwicklung in der Pubertät, Adoleszenz

Entwicklungsbereich 
                 Alter                                

Entwicklung in der Pubertät, Adoleszenz

12/13 - 15 Jahre

15 - 18 Jahre

senso-motorischer EW

  • Muskelaufbau (besonders bei Jungen), Wachstumsschübe
  • allgemeine motorische Entwicklung verläuft langsamer als in der Kindheit,
  • Anpassung, an die sich verändernden Körperproportionen
  • Kraft und Schnelligkeit steigern sich
  • koordinative Fähigkeiten stagnieren zum Teil (nehmen ab)

 

  • die motorische Entwicklung erreicht den „Höhepunkt“,
  • geschlechtsspezifische Unterschiede sind signifikant (Jungen zeigen gute Leistungen bzgl. Kraft, Schnelligkeit)
  • allgemeine motorische Entwicklung ist abgeschlossen, Spezialisierung motorischer Fähigkeit nimmt zu

sozial-emotionaler EW

  • durch hormonelle Umstellung wechseln Phasen „ausgeprägter motorischer Aktivität“ mit „Trägheitsphasen“
  • Bewegungsverhalten ist abhängig von individuellen Interessen
  • geschlechtsspezifische Unterschiede treten mehr in den Vordergrund,
  • Abgrenzung und Ablösung von der Familie wird deutlich (mehr Zeit mit Freund*innen)
  • Einfluss Gleichaltriger hat Bedeutung, ihre Meinung ist wichtiger als die der Eltern,
  • Suche nach Identität, starke Sensibilität,
  • emotionale Instabilität, starke emotionale Reaktionen zeigen sich,
  • erstes Verliebtsein

 

  • Freundschaften in unterschiedlichen sozialen Kreisen werden geknüpft,
  • Freundschaften werden tiefer,
  • intime Beziehungen und Partnerschaften erlangen zunehmende Bedeutung,
  • eigenständige Entscheidungen können getroffen und längerfristige Ziele formuliert werden,
  • die Impulskontrolle ist noch nicht vollständig ausgereift,
  • risikoreiches Verhalten kann sich zeigen (besonders in stressigen oder sozialen Situationen)

kognitiv-sprachlicher EW

  • komplexe Probleme werden gelöst, Hypothesen gebildet,
  • Konzepte, Theorien und abstrakte Systeme werden verstanden, logische Schlussfolgerungen gezogen,
  • das gestiegene Denkvermögen ermöglicht eine Selbstreflexion,
  • zunehmende Auseinandersetzung mit der Umwelt,
  • Wortschatz: grammatische Komplexität nimmt zu

 

  • abstraktes und hypothetisches Denken nimmt weiter zu,
  • komplexe Zusammenhänge und künftige Konsequenzen werden gedanklich vollzogen und verstanden,
  • Auseinandersetzung mit der eigenen Identität (Werte, Ziele, Zukunft) werden intensiver


Quellen:

Entwicklung im Kleinkind- und Vorschulalter:

  • Haug-Schnabel, G.; Bensel, J.; Bröder, M. (2000) Vom Säugling zum Schulkind - Beiträge zur Entwicklungspsychologie. Kindergarten heute spezial
  • Paul Ekman: Gefühle lesen. Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren, Spectrum, Heidelberg 2010
  • Zimmer, Renate, Handbuch der Bewegungserziehung, (2014), Verlag Herder
  • Zimmer, Renate, Handbuch der Sinneswahrnehmung, (2005), Verlag Herder
  • Zimmer, Renate, Handbuch Sprache und Bewegung, (2019), Verlag Herder

 Entwicklung im frühen und späten Schulkindalter:

  • Grundschulalter: Körperliche und sozial-emotionale Entwicklung, Mietzel (2002). Wege in die Entwicklungspsychologie. Weinheim: Psychologie Verlags Union.
  • K. Bös (Hrsg.): Handbuch motorischer Tests. 3., kompl. überarb. Auflage. Hogrefe, Göttingen 2017.

 Entwicklung in der Pubertät, Adoleszenz:

  • Pinquart, Martin: Entwicklungspsychologie - Kindes- und Jugendalter, (2011) Hogrefe
  • Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS): Risiken und Ressourcen für die psychische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen,  Die deutsche Gesundheitsbefragung und -untersuchung, Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys, (2007)

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