Hintergrundinformationen
Sportverhaltensberichtserstattung
Das Konzept der Sportverhaltensberichtserstattung basiert auf einem wissenschaftlichen Forschungsansatz des Instituts für Sportsoziologie der Deutschen Sporthochschule in Köln. Mit diesem Konzept wird versucht Antworten auf folgende Fragen zu geben:
- Wie können die Sportorganisationen systematischer und zielgenauer auf die vielfältigen Herausforderungen der Sportentwicklung reagieren?
- Wie wird sich die Sportnachfrage in Zukunft gestalten?
- Was bedeutet der Wandel in den Sportbedürfnissen für den Sportstättenbau?
- Wie sollte die "Passung" zwischen Sportbedürfnissen und Sportangeboten bzw. Sportstätten gestaltet werden?
- Wie müssen Vereinsangebote aussehen, damit sie den gewandelten Interessen der Bevölkerung besser gerecht werden?
- Wie kann der organisierte Sport einen noch systematischeren Beitrag zum Gemeinwohl und zur "Wohlfahrtsproduktion" leisten und damit langfristig von öffentlichen Subventionen profitieren?
- Mit welchen Instrumenten können entsprechende Befunde gewonnen und vor allen Dingen produktiv verarbeitet werden?
- Wie können auf der Basis der Befunde möglichst umfassend Entwicklungsprozesse im Sportsystem initiiert werden?
- Wie kann mit den Daten die kommunale Sportpolitik aktiviert werden?
Methodische Bausteine
Das Modell der Sportverhaltensberichtserstattung basiert für NRW insbesondere auf vier methodischen Bausteinen:
- Bevölkerungsbefragung
(CATI = computergestützte telefonische Befragung) - Delphi-Studie
Verfahren in zwei Wellen. In der ersten Welle werden Experten um Urteile zu zukünftigen Sachverhalten gebeten. Anschließend werden die Teilnehmer in einer zweiten Welle über das Befragungsergebnis informiert und zu einer erneuten Einschätzung aufgefordert. - Reanalyse vorhandener Daten aus verschiedenen Politikbereichen mit intersektoralem Bezug
Im Rahmen einer Sportverhaltensberichtserstattung sind grundsätzlich alle Daten zur engeren Sportentwicklung sowie Daten benachbarter Bereiche, die in unmittelbaren Zusammenhang zur Sportentwicklung im kommunalen bzw.
regionalen Raum gebracht werden können relevant. Mitgliedschaftszahlen -
Daten zum Sporthaushalt - öffentliche Sportförderung - Angaben zu Sportanlagen - Gesundheit, Jugend und Soziales - Schulentwicklung - Bevölkerungsentwicklung - Experteninterviews
Planungsdaten können erst dann gewinnbringend in ein Handlungsfeld eingebracht und für Entwicklungsprozesse genutzt werden, wenn Klarheit darüber besteht, wie die aktuelle Situation in diesem Handlungsfeld ganz allgemein aussieht, welche Konstellationen vorherrschen und welche Aussichten dabei die entscheidenden Akteure haben. Die Interviews werden mit Hilfe eines geprüften Leitfadens durchgeführt.
Zentrale Inhalte sind:
Stellenwert des Sports,
Berücksichtigung des Sport in der Jugendpolitik,
in der Gesundheitspolitik,
Verwendung von Planungsgrundlagen für Entscheidungen der kommunalen Sportpolitik,
Trendsport als Aufgabe der kommunalen Sportförderung.
Nutzung von internem Wissen durch Beteiligungsverfahren
Das Konzept der Sportverhaltensberichtserstattung geht davon aus, dass zur Steuerung von Entwicklungsprozessen neben externem Sachverstand und Wissen internes Wissen stärker einbezogen werden muss.
Internes Wissen ist die Summe der Erfahrungen der Akteure vor Ort. Deshalb wird in dem Entwicklungsprozess viel Wert auf Beteiligungsverfahren gelegt.
Entwicklung von Handlungskriterien
Das Konzept der Sportverhaltensberichtserstattung geht davon aus, dass Sportentwicklung stärker an vereinbarten Handlungskriterien orientiert werden muss.
So stellt sich zum Beispiel die Frage, ob jedes Entwicklungsvorhaben (z.B. bei einer neuen Sporthalle)
- hinsichtlich der Agenda 21 Tauglichkeit
- und hinsichtlich der Gender Gerechtigkeit
überprüft wird.
Verfahrensschritte
1. Baustein:
Erarbeitung eines Rahmenkonzepts zur kommunalen Sportentwicklung
Hierbei geht es insbesondere um die Entwicklung von Leitplanken und Handlungskriterien.
2. Baustein:
Bevölkerungsbefragung zum Sportverhalten
Mit Hilfe einer repräsentativen Befragung werden Grunddaten zum Sportverhalten der Bevölkerung erhoben, die einen hohen Differenzierungsgrad aufweisen, um das unterschiedliche Sportverhalten in unterschiedlichen Stadtteilen einer Stadt oder Gemeinde abbilden zu können.
3. Baustein:
Analyse "kritischer" Sportstätten
Mit Hilfe der Daten aus der Bevölkerungsbefragung und einer aktuellen Betrachtung einzelner Sportstätten werden Entwicklungsempfehlungen erarbeitet.
4. Baustein:
Sportentwicklungsplanung durch kooperativen Entwicklungsprozess
Im dialogischen Verfahren werden vor Ort mit Akteuren aus dem Sport die wissenschaftlichen Erkenntnisse diskutiert und gemeinsam Lösungen entwickelt.
Empfehlenswerte Literatur: Breuer, Ch.; Rittner, V.; Berichtserstattung und Wissensmanagement im Sportsystem, Konzept einer Sportverhaltensberichtserstattung für das Land NRW, Köln
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